Richtige Präanalytik
Die wichtigsten Maßnahmen zur Vermeidung präanalytischer Fehler
Bis zu 75% aller Probleme, die zu falschen Messergebnissen führen, können auf mangelhafte Präanalytik zurückgeführt werden. Dennoch werden in der Praxis präanalytischen Fehlern sehr oft zu wenig Beachtung geschenkt. Ein präanalytischer Fehler kann bei einem Parameter ein falsches Ergebnis verursachen, während andere Parameter davon unbeeinflusst bleiben.
Im Allgemeinen gilt:
Bei Messung von Körperflüssigkeiten sollte der vorhandene Zustand der Messgröße möglichst unverändert dem analytischen Prozess zugeführt werden.
Die häufigsten präanalytischen Fehler bei Vollblutproben:
Patientenidentifikation
Öfter als vermutet kommt es zur Vertauschung von Proben, oder es werden Proben fälschlicherweise mit dem Etikett eines anderen Patienten versehen. Um dies zu vermeiden, sollte das Abnahmegefäß am besten schon vor der Abnahme oder aber unmittelbar danach mit dem korrekten Patentenetikett beklebt werden.
Außerdem empfiehlt sich nach Möglichkeit auch die Verwendung zusätzlicher Identifikatoren wie Name und Geburtsdatum des Patienten und die Beachtung von Ergebnis Delta-Checks, um Verwechslungen noch gezielter ausschließen zu können.
Blutabnahme aus Verweilkathetern
Gerne werden Proben aus schon vorhandenen Verweilkathetern abgenommen, um den Patienten eine weitere Verletzung und die damit verbundenen Schmerzen zu ersparen.
Für die Abnahme einer zur analysierenden Probe sollte aber immer neu gestochen werden, da Rückstände von Heparin, Fettlösungen, hochprozentiger Glukose und Nährlösungen schwer bis gar nicht aus dem Katheter entfernbar sind. Außerdem sollte eine Kontamination der Probe mit Medikamenten wegen möglicher Interferenzen unbedingt vermieden werden.
Falls ein neuerliches Stechen des Patienten zur Abnahme nicht möglich ist, dann sollte die zwei- bis dreifache Füllmenge des Katheters verworfen werden, bevor die zu analysierende Probe abgenommen wird.
Probe sedimentiert – unzureichende Probenmischung
Wird eine Probe vor der Analyse über längere Zeit liegen gelassen, kommt es zu Sedimentierung des Blutes. Dies führt zu falsch niedrigen Ergebnissen von Hämoglobin und Hämatokrit.
Auch der Stoffwechsel in der Probe schreitet fort, Glukose wird weiter abgebaut und Laktat produziert. Außerdem kann eine zeitabhängige Kontamination der Probe mit Raumluft alle auf O2 und CO2 basierten Gasergebnisse wesentlich beeinflussen.
Es ist daher zwingend notwendig, die Probe so schnell wie möglich zu analysieren und vor der Analyse nochmals zum Mischen sorgfältig zu schwenken.
Hämolyse
Wird die Probe zu stark gemischt oder geschüttelt, bei der Abnahme zu heftig aspiriert, die Vene zu lange gestaut oder die Haut bei Kapillarabnahmen gequetscht, kann dies alles zu einer Hämolyse führen.
Mögliche Folgen davon sind:
- zu hohe Kalium Ergebnisse – Zellauflösung
- zu hohe Calcium Ergebnisse
- zu niedrige Hämoglobin Ergebnisse – Flüssigkeits-Zwischenkontaminierung bei Kapillarproben
- Luftblasen in der Probe
Gelangen Luftblasen mit in das Abnahmegefäß, müssen diese unverzüglich entfernt werden, da sonst pO2 erhöht und pCO2 zu niedrig angezeigt werden können.
Speziell bei Kapillarproben können schon kleinste Luftbläschen aufgrund des geringen Probenvolumens zu signifikanten Abweichungen führen.
- Rückstände entfernen
Wenn beispielsweise für eine Blutzuckermessung eine Probennahme von der Fingerbeere erfolgen soll, müssen sämtliche Rückstände vor dem Stechen gründlich entfernt und der erste Bluttropfen verworfen werden, um eine Kontamination der Probe zu vermeiden.
Im Zweifelsfall immer die betreffende Analyse mit einer neu abgenommenen Probe wiederholen!
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